Wasserzeichen

07./08.05.15: Fundevogel oder Aram & Enise

Bericht: Herr Faul

Anspruchsvolle Auseinandersetzung –
Migrationsenkulturation als Brandherd jugendlicher Lebenswelt

Plakat Theater Fundevogel 5/2015Am Donnerstag, den 07. und Freitag, den 08. Mai präsentierte im großen Musiksaal das „Kinder- und Jugendtheater" des Thalia-Theaters „Fundevogel oder Aram und Enise". Das Theaterstück von Klaus Goehrke adaptiert den Fundevogel-Stoff, bekannt aus der Märchensammlung der Brüder Grimm, und Kafkas Parabel von der Katze und der Maus, indem alles aktuell in die Problemlage einer heutigen Schulklasse mit Migrantenproblemen gefasst wird. Hier finden sich ein Kurde, eine Türkin, eine Deutsche und ein Russe zusammengeworfen. Die engagierte Klassenlehrerin will die Streitenden mittels eines Theaterstücks („Fundevogel" modernisiert) die gegenseitigen nationalen und kulturellen Vorurteile überwinden und Empathie wachsen lassen. [Programm]

Fundevogel oder Aram und Enise 5/2015Aus Kafkas Parabel von der Katze und der Maus wird das Bild der Mauer zu einem zentralen Leitmotiv der weiteren Handlung. Die Klasse diskutiert voller Ablehnung, mit viel Gekeife und Widerstand das Einreißen. Wer Katze und wer Maus ist innerhalb der getriebenen Enge aus kulturellen Vorurteilen, wird dadurch bestimmt, wer am lautesten seine Vorwürfe herausbrüllt. Alle Schüler verbalisieren eine kulturelle Hetzjagd. Als man sich endlich auf „Fundevogel" einlässt, kommen die Theaterproben trotzdem nicht voran. Zudem wird das mitmenschliche Verständnis durch außerschulische Faktoren hintertrieben: Aus falsch verstandener Ehre interveniert ein Bruder gegen eine sich anbahnende Schülerliebe. Es kommt alles zu keinem guten Ende. Bei einem Streit auf offener Straße tötet der Russe den Bruder seiner türkischen Geliebten im Handgemenge.

Die Schauspieler um ihren Regisseur Peter Gutmann wagten sich an eine anspruchsvolle Auseinandersetzung kultureller und milieubedingter Konfliktherde, wie man sie an Brennpunktschulen in Großstädten finden kann.

Die Schauspieler:

Frau Engel, die Klassenlehrerin  Saskia Seidenschnur spielt beherzt und tatkräftig, zeigt Nachdenklichkeit in Monologen. 
Tilda, die Deutsche Larissa Sill grantelt souverän als Pessimistin.
Sibel, die Türkin Theresa Mohr mimt zunächst die fügsame Familientochter und schaltet im entscheidenden Moment ihrer Figur – der Abwendung von ihrer Familie – überzeugend in den energischen Spielmodus.
Eli, der Kurde Henri Dury gibt den Pragmatischen, der nur in Nationalfragen keinen Spaß versteht.
Ilja, der Russe Darién Graber oszilliert gekonnt zwischen romantischer Sehnsucht nach Heimat und Liebe einerseits und der illusionslosen Selbstverteidigung.
Hakan, der Bruder von Sibel David Reeber überzeugt mit kaltem Charme als patriarchalischer Statthalter der Familie.

Impressionen

Fotos: Herr Mohr, Herr Faul

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